Das richtige Teleskop für Astrofotografie Einsteiger

Eine der häufigsten Fragen die sich Astrofotografie Einsteiger stellen ist sicher die, nach dem richtigen Teleskop für den Start.

Um diese zugegeben sehr komplexe Frage besser einordnen zu können, sehen wir uns zuerst die Faktoren an, die das Teleskop betreffen:

  • Das Budget
  • Mobil oder stationär aufgestellt?
  • Welche Objekte sollen fotografiert werden?
  • Soll auch visuell beobachtet werden?
 

Sind diese Fragen grob geklärt, kommen verschiedene Kategorien in Frage, die wir uns weiter unten noch ansehen. Zuerst sollten wir aber die in Frage kommenden Teleskoptypen einordnen.

Welche Teleskope kommen in Frage?

Für die Astrofotografie kommt nicht jeder der unzähligen Teleskopbauweisen in Frage, wir gehen daher nur auf die gebräuchlichen und praktikablen Bauarten ein.

Das Newton Teleskop

Dieser Bautyp kommt ohne geschlossenen Körper aus und im Grundprinzip besteht er nur aus zwei Spiegeln. Ein Hauptspiegel, der ganz am Endes des Teleskopes sitzt und das Licht bündelt und ein Fangspiegel, der das zurückfallende Licht in Richtung Okularauszug umlenkt. Diese einfache Bauweise spiegelt sich auch im Preis wieder. Newton Teleskope gehören zu den günstigsten am Markt und man bekommt am meisten „Öffnung“ für sein Geld.

Ein weiterer Vorteil ist die schnelle Abkühlzeit und die stabile Fokuslage. Bei anderen Teleskopen muss ständig nachfokussiert werden, weil sich die Fokuslage durch kleinste Temperaturänderungen verändert.

Aber unser Newton hat auch ein paar Nachteile. Durch die Bauweise des Spiegels ist es nicht möglich, eine völlig ebene Bildfläche zu erzielen. Daher wird ein sogenannter Komakorrektor benötigt. Diese können schnell den Preis eines Einsteigernewtons übersteigen.

Des weiteren ist ein Newton Teleskop, vor allem wenn es oft transportiert wird, nicht besonders „kollimierstabil“. Kollimation nennt sich die korrekte Einstellung des Teleskopes in Bezug auf die Bildfläche. Ist dies nicht korrekt durchgeführt, ergeben sich deutliche Bildfehler. Diese Kollimation lässt sich nach ein bisschen Übung in ein paar Minuten erledigen, der Nachteil sollte aber auch angeführt sein. Andererseits lässt sich eben diese Kollimation gerade beim Newton sehr einfach selbst herstellen.

Durch die Fangspiegelhalterungen entstehen auf Astrofotos Spikes bei helleren Sternen. Je heller der Stern desto größer die Spikes. Für viele machen sie die Fotos noch schöner, aber das ist reine Geschmackssache.

Newton Teleskope gibt es in verschiedensten Größen von etwa 130cm Durchmesser bis zu 30cm und mehr. Baulängen vom 4-5 fachen Durchmesser sind üblich. Die Länge des Teleskopes dividiert durch den Durchmesser ergibt das Öffnungsverhältnis (also f4 bis f5 bei unseren typischen Newtons).

Cassegrain, Schmidt-Cassegrain, Maksutov und Maksutov-Newton Teleskope

Natürlich hätte jede dieser Bauarten eine eigene Beschreibung verdient, aber der Übersicht halber fasse ich diese zusammen ohne auf die speziellen Details einzugehen.
 
Im groben ist der Unterschied zum Newton die geschlossene Bauweise. Zusätzlich zu Spiegeln kommen hier auch Linsen zum Einsatz. Dies führt zum ersten Nachteil der Systeme, der langen Auskühlzeit. Größere Schmidt-Cassegrain können je nach Temperaturabfall eine ganze Nacht lang nachhinken und erst in den frühen Morgenstunden ein perfektes Bild zeigen.

Der große Vorteil der Bauweise ist aber ein sehr langer Strahlengang innerhalb des Gehäuses, weil das Licht gleich zweimal reflektiert wird, dadurch ergibt es ein beinahe doppelt so lange Brennweite wie beim Newton. Das macht sie prädestiniert für Nahaufnahmen wie sie für Planeten oder planetarische Nebel vorteilhaft sind. Sobald wir von nachgeführter Astrofotografie sprechen, ergeben sich durch die hohe Vergrößerung aber riesige Herausforderungen beim Guiding, weshalb ich diese Teleskopart nur einem Einsteiger empfehlen möchte, der hauptsächlich Planeten fotografieren will.

Das Scharfstellen funktioniert hier ebenfalls innerhalb des Teleskopes, indem der Hauptspiegel verschoben wird. Dadurch ergibt sich meist ein sogenanntes „Fokus Shifting“ weil der besagte Hauptspiegel beim hinein und hinausfahren leicht verkippen kann. Diese Teleskope sind daher etwas schwieriger zu fokussieren.

 

 

Apochromatische Refraktoren

„Normale“ Refraktor Teleskope sind einfache Spiegelteleskope. Ihrer Bauweise geschuldet ist ein starker Farbfehler, dieser fällt beim visuellen beobachten so gut wie nicht auf, da wir nachts nur Schwarzweiß sehen. Sobald aber eine Kamera montiert wird, sieht die Sache leider anders aus, nämlich bunter. Für die Astrofotografie kommen daher nur Apochromatische Refraktoren in Frage, die durch zusätzliche Linsen den besagten Farbfehler korrigieren.
Was bei diesen „Apo´s“ sofort auffällt, ist der Preis. Verglichen mit der Öffnung eines Newton Teleskopes bezahlt man hier ein kleines Vermögen. Das macht sie wahrscheinlich schon für einen großteil der Einsteiger zu teuer. In letzter Zeit gibt es aber einige relativ kleine Apochromaten, die sich mit Öffnungen von ca.  50 bis 70mm in Preisbereichen unter 1.000,- EUR befinden und daher durchaus interessant sein können.

Gerade diese kleineren Geräte bieten bei meist sehr kurzer Bauweise große Gesichtsfelder. Diese Form der Astrofotografie, die Gesichtsfelder nur unwesentlich größer eines Kameraobjektivs aufweisen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Ein unbestrittener Vorteil ist ihr stabiles Gehäuse, dass eine Kolimation bei gutem Umgang mit dem Gerät verzichtbar macht. Auch der Kontrast ist meist höher als bei Newton Teleskopen. 

Im Gegensatz zu Newtonteleskopen gibt es in den Bildern keine Spikes, was reine Geschmackssache ist und daher jeder selbst für sich werten muss.

Zu erwähnen ist noch, dass Apochromaten bei Temperaturschwankungen sehr empfindlich sind. Sie müssen bei kleinsten Temperaturabweichungen nachfokussiert werden.

 

Günstiger Allrounder: Einsteigerteleskop für kleines Budget und breitem Einsatzspektrum

Für diesen Einsatzzweck kommt am ehesten ein Newton Teleskop in Frage. Ich würde hier ein Skywatcher mit 130 oder 150mm Öffnung und einem Öffnungsverhältnis von f/5 empfehlen. Achten sollte man auf ein Modell mit Mikrofokus, damit die Fokussierung gut funktioniert.

Ein solches Teleskop lässt sich samt Kamera noch halbwegs gut guiden auf Mittelklassemontierungen wie einer HEQ5. Das Gesichtsfeld lässt den Orion Nebel gerade noch im ganzen abbilden (je nach Kamera eventuell ohne Running Man). Umgekehrt sind Planetarische Nebel wie der Hantelnebel M27 detailreich abgebildet.

Bei Planeten und Monddetails sind mit entsprechender Kamera zumindest Details wie der große Rote Fleck am Jupiter oder eventuelle Mondschatten auf Jupiter und Saturn sichtbar.

Planetenjäger: Das richtige Teleskop für Planeten und Monddetails

Einfach gesagt geht es hier um lange Brennweiten und möglichst große Öffnungen. Je nach Budget kann man hier wieder bei Skywatcher fündig werden. 

In Frage kommt hier am unteren Ende ein Skywatcher Maksutov 127/1500 und am oberen Ende ein SC8 oder SC9 von Celestron je nach Geldbeutel. Diese haben Öffnungen von 203/235 und Brennweiten von 2032/2350mm.

Mit solchem Gerät in Verbindung mit einer Webcam/Planetencam lassen sich schon sehr detailreiche Fotos von den Planeten und Kratern am Mond machen. Am ehesten wird hier das Seeing die Aufnahmequalität begrenzen.

Hohe Qualität für Widefield Aufnahmen

Wer das Gegenteil von Planetendetails sucht, wird am ehesten bei einem kleinen Apochromatischen Refraktor fündig. Diese haben eine sehr geringe Vergrößerung also ein sehr großes Sichtfeld. Man bekommt den Orion Nebel locker inklusive Running Man und umgebenden Staubwolken auf den Sensor.

Ein Vorteil eines solchen Teleskopes ist auch, dass die Nachführung aufgrund der aus Brennweite und Pixelgröße ergebenden Auflösung und des geringen Gewichts sehr einfach ist. Eine HEQ5 könnte da beinahe schon überdimensioniert sein. Mit sehr kleinen APO´s kann sogar eine Reisemontierung wie die Skywatcher Star Adventurer genügen.

Ein Beispiel für ein solches Teleskop wäre das TS Optics 70/420 mit ca. 350,- bis 400,- EUR.

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